Mittwoch, 9. April 2014

Meine nackte Wahrheit

Jeden Tag begegnen uns Menschen. Sie wirken normal, aber unter ihrer Kleidung erzählen ihre Körper manchmal eine andere Geschichte.

Die Brustkrebserkrankung der Zwillingsschwester seiner Freundin, brachte den Modefotografen David Jay dazu, junge Frauen, die an Brustkrebs erkrankt waren, zu portraitieren. Unter dem Titel Meine nackte Wahrheit - Leben nach dem Brustkrebs sind ein paar dieser Porträits zu sehen. 
Sehr sehr mutig finde ich die vierfache Mutter Beth Whaangas. Sie hat ihren durch zahlreiche Operationen mit Narben übersäten Körper in einem Video auf Facebook gepostet.
Ich selbst hatte mich vor bald drei Jahren wegen meines relativ jungen Alters auf der betroffenen Seite für eine komplette Entfernung der Brustdrüse (Mastektomie) und dem anschließenden Einsetzen eines Implantats entschieden. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, denn es gab unterschiedliche Empfehlungen von Ärzten. Auch heute kommen bei mir immer mal wieder Zweifel darüber auf, ob die Mastektomie wirklich nötig war, oder ob eine brusterhaltende Operation nicht doch ausgereicht hätte. 
Meinem Körper sieht man zwar meine vier Schwangerschaften an und er trägt die Narben der Kaiserschnitte, aber eine Brust für eine höhere Überlebenschance zu opfern, dieser Entschluss war ein schmerzlicher Prozess. Die nächste schwierige Entscheidung war dann, ob ich ein Implantat haben wollte, denn wie konnte ich vorher wissen, was da auf mich zukommt und ob ich damit zurecht kommen würde. 
Noch heute fühlt es sich nicht ganz zu mir gehörig an, und ich bin auch mit dem optischen Ergebnis und der Ungleichheit zu der anderen Seite nicht wirklich zufrieden, was mich besonders im Sommer stört. Aber ich komme klar und möchte mich im Moment nicht noch einmal operieren lassen. Und das Wichtigste: Ich lebe!



14 Kommentare:

  1. Ich fühle mit dir! Leben - genieße es!

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  2. Leben - das ist das Wichtigste. Stimmt. Aber dennoch ist damit die Trauer über etwas Verlorenes nicht aus der Welt. Das Wissen: genau so wie vorher wird es nicht mehr. Der Körper fühlt sich anders an. Das Leben ist nicht mehr so "selbstverständlich". Es ist zerbrechlich und Tag für Tag kostbar (auch wenn man sich dessen nicht ununterbrochen bewusst sein kann).
    Meine Schwester hatte vor wenigen Tagen eine Brustkrebs-OP, glücklicherweise in einem sehr frühen Stadium, so dass nicht viel weggemacht werden musste. Es gibt mir aber sehr zu denken. Dein Text und das in diesem Zusammenhang geradezu meditative Foto werden mich heute begleiten.
    Ich wünsche dir ein schönes Leben jetzt im Frühling! :-)
    Brigitte

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  3. Liebe Gina, ich denke auch oft in einer Menschenmenge was diese Leute wohl für einen Schicksal haben. Weil so, sieht man niemanden an, was er hat. Ich finde es sehr mutig von dir, das du uns an deiner (besiegten und bitte niemals widerkehrenden ) Krankheit teilhaben lässt. Die Optik einer Frau ist nicht ganz unwichtig aber wie du schon schreibst, ist die Tatsache das du Lebst das allerwichtigste. Ganz herzliche Grüße aus dem stürmischen Norden.
    Papatya

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  4. Deine Offenheit, liebe Gina, hat mich sehr berührt. Es ist leicht, als Außenstehende eine Meinung zu solch existenziellen Fragen zu haben, aber irrsinnig schwer, eine solche Entscheidung aber als Betroffene zu fällen. Ich wünsche dir, dass das Leben mit deiner Familie dir so viel gibt, dass du mit deiner Entscheidung irgendwann in völligem Einklang leben wirst.
    Alles Liebe!
    Astrid

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  5. Das sind sehr persönliche Entscheidungen, über die wohl jede Frau anders fühlt und denkt. Ich ganz persönlich habe einen großen Respekt vor jeder Operation und würde vermeiden, was vermeidbar ist, wenn es um die Optik geht. Vielleicht hätte ich aber mit Mitte 20 noch ganz anders darüber gedacht. Von Herzen wünsche ich dir Gesundheit die bleibt. Lg

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  6. Liebe Gina
    Danke, dass Du hier Deine Gedanken so beschreibst. Ich kann Dich gut verstehen, es ist sicher nicht einfach. Doch dass Du noch da bist, für Deine Kinder, für Deinen Mann, ist ein Geschenk, dass man nicht unterschätzen darf.
    Ich muss sagen, Hut ab für Deine Entscheidung. In meinem Umfeld gibt es diese Diagnose leider im Moment zu oft.
    Schön, dass es Dich gibt!!!
    Liebe Grüsse
    Sara

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  7. Liebe Gina,
    bei Dir denke ich oft, "warum trifft es immer die gleichen Menschen?" Erst Magdalena, dann diese Krankheit.
    Du strahlst soviel Lebensfreude aus - immer wieder, das bewundere ich ehrlich.
    herzlich Judika

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  8. Das waren sehr berührende Worte! Danke. Das Leben ist das wichtigste und doch dürfen immer mal wieder Zweifel aufkommen. Ich wünsche Dir, dass Du mit Deiner Entscheidung immer glücklich bist. Alles Liebe und nach jeder Kontrolluntersuchung wünsche ich Dir das Gefühl großer Erleichterung weil da nichts mehr nachweisbar ist.
    LG
    Manu

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  9. Liebe Gina,
    ja, das Leben ist das Wichtigste und Gesundheit ein unschätzbares Gut.
    Immer wieder sollten wir alle uns das vor Augen halten, wenn uns Nichtigkeiten bedrücken oder verärgern.
    Wir sollten wertschätzender miteinander umgehen. Jeder Mensch und jeder Tag ist ein Geschenk.

    Manchmal, wenn ich bei dir lese, denke ich, genau dieses Wissen ist aufgrund deines persönlichen Schicksals tief in dir verankert, macht dich aus und zieht andere an.

    Dir alles Liebe, herzlicher
    Claudiagruß

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  10. Liebe Gina, tolle Worte die du gewählt hast. Ehrlich und wahr. Herzliche Grüsse von Marion

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  11. Liebe Gina,
    es wird immer Entscheidungen geben, von denen wir wahrscheinlich auch nach Jahren nicht eindeutig sagen können, ob sie richtig waren. Ich denke nur, mit der Zeit "freundet" man sich mit dieser Entscheidung immer mehr an und kann sie irgendwann einfach akzeptieren.
    Ich war noch nie in einer auch nur annähernd ähnlichen Situation wie du und dennoch beschäftigt mich die Krankheit Krebs immer wieder sehr, weil es keine Krankheit gibt, vor der ich so viel Angst habe. Ich denke, ich hätte wie du gehandelt, einfach, um zu leben - mit meinem Mann und meinem Kind. Ich hätte eine Brust nicht leichtfertig entfernen lassen, aber das "Sicherheitsdenken" (das mir im Übrigen oft im Weg steht bei der Verwirklichung bestimmter Träume) hätte auch in diesem Fall gesiegt und jegliches ästhetische Empfinden in den Hintergrund gedränkt.
    Du bist eine tolle, starke Frau, die schon so viel in ihrem Leben gemeistert hat.
    Alles Liebe Babsy

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  12. Liebe Gina,
    fühl´ dich lieb umarmt.
    Herzlichst Heike

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  13. Mit Sicherheit bin ich sehr viel älter als du, erhielt meine Brustkrebsdiagnose mit 53 und trage seit der Amputation eine Prothese, da ich weder einen Aufbau noch ein Implantat wollte. Ich glaube, der Körper und auch der Geist, sagen uns recht deutlich, was in so einer Situation gut für uns selbst ist.
    Ich lese deinen Blog mit den tollen Fotos voller Freude und wünsche dir alles erdenklich Gute
    G.M.

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  14. Liebe Gina

    Wir treffen Entscheidungen, die im Moment richtig erscheinen. Einige Entscheidungen kann man nachher noch rückgängig machen oder abschwächen. Manchmal müssen wir einfach damit leben. Ich habe von einer Frau gelesen, die ihre amputierte Brust liebevoll "Leftie" nennt, auch jetzt noch, wo sie sie nicht mehr hat. Unseren Körper so annehmen, wie er ist, scheint in dieser Zeit schwierig zu sein. Es gibt so viele Normen, die doch eigentlich bedeutungslos sind. Ich wünsche dir, dass du zu deiner Entscheidung voll und ganz ja sagen kannst, dass du in dieser Entscheidugn getragen bist und neue Entscheidungen treffen kannst, wenn sie sich aufdrängen. Liebe Grüsse von Regula

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