Montag, 30. März 2020

2.Zuhause-Woche


Montag, 23.03.20

Morgens gibt es Brei aus Hafermilch und Haferkleie mit Obst zum Frühstück. Die Nacht war frostig kalt und sternenklar, nun lacht die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Ich hoffe sehr, meine Pfirsichblüten sind nicht erfroren. Auf der Straße sind heute, wegen des Versammlungsverbotes, keine spielenden Kinder mehr.

Der Liebste korrigiert Klausuren. Der kleine Bruder arbeitet, mit Unterstützung, an deinen Texten über sein Tier weiter. Ich scanne Fotos aus alten Fotoalben und schicke welche davon meiner Schwester, die Alben für demente Verwandte anlegen will. Die Große erstellt Pläne für Dreharbeiten, von denen sie gar nicht weiß, ob und wann sie zustande kommen. Was ein Glück, dass zum Kaffee für jeden noch genau zwei Zimtknoten vom Sonntag übrig sind. Nervennahrung für alle.

Es sieht draußen so toll aus, aber es sind nur 5C und es ist windig dazu. Ich muss trotzdem raus, ich laufe gleich vom Garten aus los über das Feld und treffe zunächst niemanden. Ich bin echt froh, Mütze und Schal anzuhaben. Der Spielplatz am Ortsrand ist verwaist. Ich spaziere und walke über die Wiesen und Felder, ich entdecke so viel Schönes, das ich immer wieder stehenbleibe und schaue. Forsythien, Schwarzdorn und Wildkirschen blühen, es duftet ganz wunderbar und Rotmilane kreise über mir. Mir begegnen nur wenige Spaziergänger zu zweit oder Mütter mit ihren Kindern.

Abends schreibe ich eine Rückmeldung per Mail an die Lehrerin, sie hatte alle Eltern darum gebeten. Da der kleine Bruder mit der Schularbeit noch nicht so weit ist, wie er sollte, kann ich auch noch kein Foto davon mitschicken. So ist es halt. Zum Abendessen gibt es Pilze mit Spargel in Soße, dazu Reis. Dann wieder Filmabend mit Unsere kleine Farm (Affiliate Link) in Orginalton.











Dienstag, 24.03.20

Beim Bäcker stehen jetzt neuerdings Kisten zwischen der Theke und den Kunden, um einen Sicherheitsabstand herzustellen.
  
Der kleine Bruder hat mal wieder gar keine Lust etwas für die Schule zu tun. Es ist eine Quälerei für alle. Irgendwann beschließe ich, mit ihm rauszugehen. Der Liebste kommt mit und wir gehen gleich vom Garten aus los Richtung Wald. Die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel und es ist immer noch windig und frisch. Im Wald hören wir den Wind in den Bäumem rauschen, die Baumgipfel schwanken ganz schön. Im Laub unter den Bäumen entdecken wir Buschwindröschen Waldveilchen und Schlüsselblumen. Wir schlagen einen Weg ein, den wir noch nie gegangen sind. Er führt durch einen schönen Mischwald und wir bestimmen Bäume. Homeschooling mal anders. Dem kleinen Bruder macht es Spaß und er ist plötzlich eifrig dabei. Auf einer Lichtung liegen viele unterschiedliche Stämme, die wir dann nur anhand der Rinde versuchen zu bestimmen.

Die Große hat zuhause derweil einen Brownie-Schokokuchen gebacken, den wir uns mit Himmbeer-Quark zum Nachmittagstee schmecken lassen. Der kleine Bruder sitzt dann ganz begeistert an seinem sprechenden Schachcomputer (Affiliate Link, Gerät ähnlich), den er mal von seinem Opa geschenkt bekam. Ich sortiere alte Vereinsunterlagen und hefte sie in Ordner ab. Bin ich froh, dass ich den ganzen Kram nun abgeben kann an den neuen Vorstand des Fördervereins der Grundschule.

Der kleine Bruder schreibt dann noch einen weiteren Text über sein Tier. Während der Liebste Essen kocht, liest der kleine Bruder ihm seine Englisch Lektüre vor.









Mittwoch, 25.03.20

Ganz früh fahren der Liebste und die Große los, den Wocheneinkauf zu machen. Es sind zum Glück kaum andere Kunden im Laden. Es gibt null Toilettenpapier, wenig Nudeln und Mehl. Na das kann lustig werden. Wir fahren hier halt auch nur einmal in der Woche zum Einkaufen in die Stadt. Im Ort haben wir nur eine Bäckerei, eine Metzgerei und ein Gemüselädchen.

Nach dem Frühstück schneide ich die Texte zu, die der kleine Bruder über sein Tier geschrieben hat. Er fertigt dazu Zeichnungen an. Der Liebste arbeitet wegen Rückschmerzen an einem improvisierten  Stehtisch. Dazu stellt er einen Kindertisch auf den Esstisch. Er hat dann eine Telefonkonferenz, die Große lässt sich von mir zeigen, wie die Nähmaschine funktioniert und ist nachher stolz über ihr selbstgenähtes stoffbezogenes Haargummi. Ich mache eine Bestellung bei Ikea fertig. 

Der kleine Bruder und die Große fahren kurz Fahrrad, aber es ist unangenehm kalt im Gesicht. Ich drehe eine Walkingrunde. Am Lieblingsstrand lasse ich mich ordentlich durchpusten. Die Sturmwarnung blinkt und der starke Wind lässt herrliche Wellen entstehen. Ich entdecke einen Windsurfer und beobachte ihn eine Weile, indem ich mich windgeschützt hinter einen Baum hocke.

Abends ruft mich die Lehrerin des Jüngsten zurück, wir überlegen wie das Homeschooling optimieren können. Der Schlagzeug-Lehrer vom kleinen Bruder schickt Noten und Videos. Die Grüne Kiste wird heute erst gegen 20Uhr gebracht, dort häufen sich die Bestellungen, was mich für das Hofgut Rengoldshausen freut, aber die Mitarbeiter sind an ihrem Limit und ab jetzt können keinen neuen Kunden mehr aufgenommen werden. 

Die Kids bekommen eine Pizza, wir essen Reste. Nach dem Essen spielen wir ein paar Runden Wizard (Affiliate Link). Mit dem Liebsten schaue ich dann noch den Kölner Tatort in der Mediathek.






Donnerstag, 26.03.20

Es ist bedeckt und kalt. Ich habe heute für nichts richtig Lust.

Der kleine Bruder hätte ja dieses Woche eigentlich seinen Friseurtermin gehabt. Und weil der Haarschnitt nötig ist, übernimmt das heute der Liebste, der das früher bei unseren Kindern gemacht hat. Der Jüngste macht Mathe mit dem Liebsten und arbeitet dann an seinem Tierbuch-Deckblatt. Die Große macht uns mittags Smoothies mit Spinat, Brennessel, Karotten, Zitrone und vor allem Ingwer und etwas Kresse. Ich sortiere Unterlagen und räume auf. Dann pflanze ich meine jungen Gemüsepflänzchen in größere Töpfe um. 

Ein bisschen lockert der Himmel auf und der Liebste, der kleine Bruder und ich drehen dann eine schöne Runde um den Ort. Am Bach blühen überall Buschwindröschen. In einem Gebüsch entdecken wir ein Nest mit Amseleiern. Ein Stück des Weges verläuft auch durch ein uns bisher unbekanntes Wäldchen und wir sehen am Wegesrand Waldveilchen, Gepflecktes Lungenkraut und Schlüsselblumen. Wir sind herrlich entspannt unterwegs und irgendwie ist es gerade schön, unter der Woche Zeit zu haben für gemeinsame Spaziergänge und Spiele.

Ein bisschen Frühling, Zweige von der Wildkirche, nehme ich mit für zuhause. Ich telefoniere mit der Verwandschaft und während der Liebste Linsensuppe kocht, backt die Große uns Waffeln dazu.











Freitag, 27.03.20

Ein denkwürdiger Tag für uns. Heute vor 25 Jahren wurden wir zum ersten Mal Eltern. Am Grab unserer besonderen Tochter zünden wir eine Kerze an.

Die Post kommt heute erst um 15 Uhr! Puh, das sind drei Stunden später als normal. Ich habe, um meinen kleinen Lieblingsbuchladen zu unterstützen, dort Bücher bestellt. Da kommen nun zuerst  Natürlich färben mit Pfanzen und Essbare Wildsamen  (beides Affiliate Links), mit denen ich mich beschäftigen will. Es ist heute nicht mehr so kalt. Ich arbeite im Garten, topfe Zimmerpflanzen um, bereite Pflanzlöcher für zwei Bäumchen vor, pflanze Efeu an die benacharte Holzwand und säe Blumen. Wir hängen ein Vogelhaus im Schwedenlook (Affiliate Link) im Kirschbaum auf. 

Der Liebste muss nun planen, wie er seinen Vorlesungen halten wird, denn das Sommersemester an der Uni wird nicht mit den üblichen Vorlesungen stattfinden. Wir hören, dass Landesgartenschau in Überlingen nicht wie geplant am 23. April eröffnet wird. Ein neuer Termin wurde aufgrund der unsicheren Lage nicht festgesetzt. Am Abend hält Papst Franziskus auf dem menschenleeren Petersplatz eine besondere Andacht und spendet den Segen Urbi et Orbi für die Welt in Zeiten der Corona-Pandemie. 





Samstag, 28.03.20

Beim Bäcker stehen die Leute jetzt in langer Reihe, in Abständen von zwei Metern vor der Türe bis an die Straße. Nur noch zwei Kunden düfen gleichzeitig rein.
  
Ansonsten fühlt sich der Samstag ganz normal an. Es wird angenehm warm und in den Nachbargärten wird gewerkelt, betoniert oder mit Holz gebaut. Auch wir sind die meiste Zeit im Garten. Ich verteile Kompost an Bäume und Sträucher und entferne den Draht von den Insektenhotels und räume Zapfen, Holzwolle und Bambusstücke aus. Für Wildbienen sind diese darin unnütz, das habe ich beobachtet und z.B. dort gelesen.
  
Die Große überrascht uns mit künsterlich verzierten Amerikanen, die wir uns zum Tee auf der Terrasse schmecken lassen. Der Liebste spielt dann mit dem kleinen Bruder Wikinger Schach auf dem Acker hinterm Garten.
 
Ich brauche noch ein wenig Training. Ich drehe eine Runde mit dem Rad, zum Nachbarort und zurück. Auf dem Weg oberhalb des Sees sind einige Leute unterwegs, zu Fuß oder auf dem Rad.In der Luft hängt abwechselnd der Geruch nach Holzfeuer, von Baumschnitt, der verbrannt wird, und der betörende Duft von Blüten. Ich höre einen Grünspecht rufen und das Trommeln eines Buntspecht. Herrlich. An meiner 12telBlick-Stelle bin ich so außer Atem, dass ich mich erstmal auf die Bank setze. Dann fahre ich weiter zum Tulpenfeld, wo ich ein paar Frauen treffe. Ich versuche Abstand zu halten, habe aber mein eigenes Messer zum Abschneiden der Tulpen vergessen. Hmpf. Ich schneide mir einen Strauß, muss etwas suchen, weil die allermeisten Tuplen noch grün sind. Bei den letzten Sonnenstrahlen fahre ich zurück.
  
Zur Earth Hour schalten wir alle Lampen im Haus aus. Ich telefoniere fast eine Stunde. Die Familie geht hoch zur Kirche, wo man Aussicht über den See hat, um zu beobachten, ob Überlingen seine Lichter ausschaltet, aber passiert nicht. Nur die Beleuchtung an unsere Kirche wird pünklich abgeschaltet.








Sonntag, 29.03.20

In der Nacht werden die Uhren auf Sommerzeit umgestellt. Es ist grau und kalt und gegen Mittag regnet es leicht. Ich hoffe auf mehr Regen, denn die Erde ist sehr trocken. Wir verbringen den Tag ganz entspannt. Wir frühstücken spät und gemütlich.
  
Wir lesen und spielen. Zum Kaffee lassen wir uns die restlichen Amerikaner vom Vortag schmecken.  Wir bekleben gemeinschaftlich die Seiten mit den Texten und Zeichnungen, die der kleine Bruder in den letzten beiden Wochen angefertigt hat. Aus allen von den Schülern gestalteten Seiten zusammen wird die Lehrerin ein Tier-Buch binden.
  
Abends machen wir Hefeteig zum ersten Mal mit (dem letzten ergatterten Päckchen) Trockenhefe und die Große schnipselt Gemüse und reibt Käse. Daraus bereiten wir ein Blech Pizza zu. Und es ist nun bis etwa 20Uhr hell.
 



2 Kommentare:

  1. Deine zweite Woche zu Hause, Gina,
    ich sage DANKE für dein Empfinden - dazu die herrlichen Bilder, sie strahlen Fröhlichkeit Harmonie udn gleichzeitig auch Frühling aus....hier ist es ähnlich - nein, nicht ganz....das tolle Vogelhaus würde auch gut in meinen alten Kirschbaum passen..., die Rinder habe ich auch nicht in der Nähe dafür ein Entenpaar am Teich, jedes Jahr zeigt er seiner Liebsten einen kuscheligen Platz...und dann sind sie weg *lach*
    Machen wir weiter - sind wir hoffnungsvoll - diese Woche beginnen hier in NRW die Osterferien - wohin...? zu Hause.
    Habe eine schöne frohe Restwoche mit deiner Familie...
    Liebe Grüße in deinen Tag
    *rena*

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  2. Gute Idee, Homeschooling im Wald! Und locker bleiben! In Dtl. scheinen sie es echt zu uebertreiben mit dem Schule machen zuhause. Und den Erwartungen, was dabei herauskommen soll. In Neuseeland ist das alles viel relaxter. Erstmal wurden die Ferien zwei Wochen noch vorne geschoben. Es gibt Ressourcen auf der Schulwebsite, und die Kids koennen was machen, wenn sie wollen, aber wichtiger ist, dass sie psychisch keinen Knacks kriegen in der Situation. Oder hier in den Worten unseres Schulleiters:
    'I would like to emphasise that programmes sent to families will not, and can not, replicate a standard school day. Each home situation will be different and you are not expected to suddenly become trained teachers and your home become a classroom during this time. While it would be ideal if there is an opportunity for children to do some of the activities provided, your greatest priority at that time may be looking after the health of family members. We do not want homes to become a battleground over schoolwork.
    A quote that is on Nathan Wallis' (A renowned New Zealand neuroscience educator) Facebook page is a good reminder for all of us.
    "At the end of all of this, your kid's mental health will be more important than their academic skills. How they felt during this time will stay with them long after the memory of what they did during those weeks is long gone."
    In summary, your relationships with your family members will be the most critical aspect of this time ahead. While completing some school work will be beneficial, assuring everyone that they are loved and safe and that we are all doing the right thing to look after each other will be more important.'
    In diesem Sinne, macht euch keinen Stress! Oder lernt Homeskills wie Kochen, Backen, Hausreparaturen, Gartenarbeiten, Naehen und Werken stattdessen zusammen. T

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